Die Geschichte des Schlagers
Die Geschichte des Schlagers ist eine Geschichte voller Missverständnisse und diese Missverständnisse sorgen dafür, dass die Menschen damit immer stereotype Melodien und Texte verbinden. Die Wahrheit ist jedoch, dass der Schlager der Friedensstifter der Musik ist. Es gibt kein anderes Genre, dass so vielfältig ist und so viele unterschiedlichen Menschen, Generationen und Völker verbindet.
Schlager – eine Begriffsklärung
Wieso? Schlager ist genau genommen kein Genre. Das Wort stammt vom Wort „Schlag“ ab und steht für „Einschlagen“. Hier ist nicht die Visage oder Scheibe gemeint, sondern eine Melodie oder ein Text der „einschlägt“ wie ein Blitz und sich im Kopf festsetzt. Ein Schlager geht einem nicht wieder aus dem Kopf. Im Englischen heißt ein Schlager schlicht „Hit“. Übersetzt man dies wieder ist man bei „Schlag“. Ein „Hit“ ist kein Genre und kann deshalb aus den Genres „Rock“, „Rock’n’Roll“, „Jazz“ oder, oder, oder stammen. Ein „Hit“ ist also extrem vielfältig und kann aus diversen Genres stammen.
Ein Hit ist eine Melodie, die die sprichwörtlichen Spatzen von den Dächern pfeifen können, ein besonders erfolgreicher Titel. Übersetzt man das Wort in unsere Sprache, dann wird diese Leistung – und das ist sie zweifelsohne – sofort herab gewürdigt und in ein Schema gesteckt. Wir nennen sie Schlager und stecken sie in eine Schublade und belächeln sie.
Die Anfänge des Schlagers
Tatsache ist, dass eigentlich jeder Titel zum Schlager oder Hit werden kann. Deshalb kann man diesem Begriff schwer einzelne Autoren oder Titel zu sortieren. 1867 ist dieser Begriff erstmals schriftlich belegt und zwar als Begriff für besonders erfolgreiche Operettennummern und volkstümliche Singspiele. Historisch gesehen gab es jedoch seit dem Mittelalter scherzhafte oder derbe Lieder, die im einfachen Volk kursierten und von der Kunstmusik assimiliert oder ignoriert worden. Die Verbreitung solcher Titel wurden durch die Erfindung des Notendrucks im 16. Jahrhundert begünstigt. So blieben uns diese Melodien und Texte wie Pavane de Spaigne/La Spagnoletta und La Follia auch erhalten.
Die schon erwähnte erstmalige Nennung des Begriffs im Bezug auf ein bestimmtes Werk oder Komponisten war im Übrigen am 17.Februar 1867 im Wiener Fremdenblatt. Der Autor hatte über die Uraufführung des Walzers „An der schönen Donau“ geschrieben: „Die Eröffnungsnummer der zweiten Abteilung war ein entschiedener Schlager“. Johann Strauss, der Sohn des Komponisten Johann Strauss, hatte diesen Walzer verfasst – genauso wie zahlreiche Opern, Operetten, Ballette, Walzer, Polkas, Märsche und vieles mehr. Auch in Deutschland, Frankreich und Belgien tauchte dieser Begriff in der Folgezeit auf.
Die Erfindung des Grammofons und die Filmindustrie trugen zur schnellen Verbreitung des Schlagers bei. Schlager sind nicht darauf ausgelegt einen gewissen Ewigkeitswert zu bekommen. Sie sollen das Hier und Jetzt und die damit verbundenen Gefühle und Träume der Zeit in der sie entstanden sind beschreiben. So sprechen sie eine breite Masse an. Die Botschaft wird in den Refrains ständig wiederholt. Schnelle Wiedererkennung ist das Ziel. Er ist somit aber auch ein Produkt des Industriezeitalters und auf den Verkauf gepolt – ein Ware eben.
Die erste Schlager waren Operetten
Wir lieben Schlager und sehen sie als eine Möglichkeit Menschen verschiedener Religionen, Bevölkerungsgruppen und Länder zu vereinen. Deshalb heißt der Slogan des Schlager-Netzes „Musik, die uns verbindet“. Die Vielfältigkeit macht den Unterschied zu anderen Genres. Der Hörer muss sich nicht auf einen Stil festlegen. Er kann alles haben. Wir haben eben schon erfahren, dass es 1867 mit Operetten los ging. Bis 1919 sollte dies so bleiben und zum Walzer „An der schönen Donau“ gesellten sich eine von eingängigen Melodien volle Operette „Die Fledermaus“, Paul Linckes „Das macht die Berliner Luft, Luft, Luft“ und der Tango „Kindchen, du musst nicht so schrecklich viel denken“. Einige dieser Melodien werden noch heute gespielt.
Schallplatte, Rundfunk, Tonfilm und die „Goldenen Zwanziger“
Nach dem ersten Weltkrieg sorgte die Schellackplatte und der reguläre Rundfunkbetrieb für die größtmögliche Verbreitung des Schlagers. Um 1930 wurde dieser Effekt durch den Tonfilm noch erhöht. Aus Walzern wurden Foxtrott, Charleston und der „Skandaltanz“ Shimmy. Die Texte ließen eine gewissen Frivolität nicht vermissen. Der bekanntest Schlager ist sicher „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“. Aus dieser Zeit stammen auch die Comedian Harmonists und ihre Titel „Ein Freund, ein guter Freund“, „Wochenend und Sonnenschein“ & „Veronika, der Lenz ist da“ und Marlene Dietrich und ihre Songs „Ich hab noch einen Koffer in Berlin“ & „Es liegt in der Luft“.
Schlager im Nationalsozialismus
Die Machtergreifung der Nationalsozialisten sorgte für eine einschneidende Zensur im Schlager. Lieder mit Passagen wie „Dein Wesen war einst treudeutsch germanisch. Auf einmal ist es ausgesprochen spanisch“ aus dem Schlager „Mein lieber Schatz, Du bist aus Spanien“ von den Comedian Harmonists wurden verboten. Jüdische Künstler, Komponisten und Texter wurden diskriminiert. Ihre Titel wurden nicht mehr veröffentlicht oder im Rundfunk gespielt. Sie selbst wurden verfolgt oder flohen nach Amerika. Der Schlager fiel der „Gleichschaltung“ zum Opfer. Er wurde zu Propagandazwecken missbraucht. Die frivolen Texte verschwanden.
Die jüdischen „Comedian Harmonists“ erhielten ein Auftrittsverbot. Fritz Löhner-Beda („Ausgerechnet Bananen“) wurde 1942 in Auschwitz ermordet. Fritz Grünbaum („Ich hab das Fräulein Helen baden sehn“) wurd in Dachau ermordet. Alfred Grünwald, Fritz Rotter, Walter Jurmann („Veronika, der Lenz ist da“), Robert Gilbert („Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln gehen“) und Robert Scholz („Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist“) verließen das Land. Marika Rökk und Johannes Hesters wurden für Propaganda Zwecke eingespannt.
Als die Alliierten deutsche Städte bombardierten und sich die Frontlinien immer mehr gen Deutschland verschob gab Propagandaminister Goebbels Aufträge für Lieder mit Durchhalteparolen heraus. „Davon geht die Welt nicht unter“ und „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh’n“ von Zarah Leander und „Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern“ von Heinz Rühmann sind nur einige Beispiele dafür.
Lale Anderson veröffentlichte „Lili Marleen“ in dieser Zeit. Obwohl der Titel im Großdeutschenreich schnell verboten wurde, hinderte dies selbst den deutschen Soldatensender Belgrad nicht daran, den Titel zu spielen. Grund für das Verbot war die Weigerung der Sängerin dies als Propagandamarsch für Goebbels aufzunehmen. Ab 1941 war der Siegeszug des Titels nicht mehr aufzuhalten.
Nachkriegszeit und Stimmungslieder
… Wir arbeiten daran.
Erstellt: 26. Dezember 2016 um 18:30
Zuletzt geändert: 10. Februar 2019 um 2:19